Grußwort von Präses Bärbel Schoolmann (Frühjahr 2025)

Grußwort von Präses Bärbel Schoolmann (Frühjahr 2025)

Grußwort von Präses Bärbel Schoolmann (Frühjahr 2025)

# Kreissynoden: Referate und Predigten

Grußwort von Präses Bärbel Schoolmann (Frühjahr 2025)

Sehr geehrte Synodale, sehr geehrte Gäste, liebe Brüder und Schwestern,

Kia Orana!

Ich begrüße Sie heute in der Maori-Sprache der Cook-Inseln.
Ich erinnere damit an den diesjährigen Weltgebetstag, den die dortigen Frauen vorbereitet hatten und der auch in vielen unserer Gemeinden am 7. März gefeiert wurde.

Kia Orana bedeutet „Ich wünsche dir, dass du lange und gut lebst, dass du leuchtest wie die Sonne und mit den Wellen tanzt.“

Möge uns der in dieser Begrüßung zum Ausdruck kommende Optimismus nicht nur durch unsere heutige Zusammenkunft begleiten.

Wir freuen uns sehr, dass heute die 10. Tagung unserer 5. Synode, unseres Kirchenparlaments des Kirchenkreises Neukölln, hier in Rixdorf, dem alten Kern Neuköllns, stattfindet. Wir danken für die Gastfreundschaft hier und wir danken den vielen Menschen, die an der Vorbereitung dieser Synode haupt- und ehrenamtlich beteiligt waren.

Wir treffen uns heute, gut vier Monate nach unserer letzten Herbsttagung in einer sich mit unglaublicher Geschwindigkeit verändernden Welt. Es scheint alles im Umbruch zu sein. Vieles, was wir heute zur Kenntnis nehmen müssen, hätten wir vor vier Monaten nie erwartet. Wie immer in solchen Zeiten des Umbruchs reagieren Menschen sehr unterschiedlich darauf. Viele Gespräche in den letzten Tagen sind geprägt von existentiellen Fragen verbunden mit einer starken Verunsicherung und oft auch mit Ängsten. „Wohin wird uns das führen?“ und „Wir können ja eh nichts tun!“ höre ich häufig.

Wir werden gefragt, das heißt uns Christen wird in diesem Zusammenhang die Kompetenz zugetraut, Antworten geben zu können oder doch mindestens Trost spenden zu können.

Gerade in diesen Tagen ist es an uns, Mut zu machen und auch Orientierung zu geben, wo immer dies nötig und gewollt ist, mit unserer frohen Botschaft, auch oder gerade, wenn um uns herum die Säbel rasseln und die Pflugscharen wieder zu Schwertern werden und Frieden mit Waffen geschaffen werden soll.

Vielleicht haben Sie die mutige Predigt der Bischöfin der Anglikanischen Kirche in Washington, Mariann Edgar Budde, im Gottesdienst zur Amtseinführung von Präsident Donald Trump gehört oder nachgelesen. Der Vorsitzende des Weltkirchenrats Bedford-Strohm nannte die Predigt „prophetisch“ und ein „leuchtendes Beispiel“ von Mut. Ich zitiere einen Satz aus dieser Predigt gerichtet an den amerikanischen Präsidenten: „Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, sich der Menschen in unserem Land zu erbarmen, die jetzt Angst haben.“ Ein Satz mit großer Wucht.

Wenn Sie diese Predigt nachlesen, dann werden Sie gewiss feststellen, sie war genau zu diesem Zeitpunkt richtig. Es war der richtige Ort und der richtige Anlass. Mariann Edgar Budde hat Antworten gefunden auf die ungeheuerlichen Perspektiven dieser Präsidentschaft. Das wird nicht immer gelingen und auch nicht immer gefallen. Das zeigte sich bereits wenige Minuten nach der Predigt auf diversen Social Media Kanälen mit schlimmen Beschimpfungen und Drohungen.

Wenn uns scheinbar Antworten fehlen, dann erinnern wir uns an unseren „Mutmacher“, die Aufforderung bei Markus 16,15:
„Dann sagte er zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!“

Geht hinaus in die Welt!
Welch‘ schöne Überleitung zu unserem heutigen Impulsvortrag „Kirchliche Orte gestalten und entwickeln“, zu dem ich herzlich Frau Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong begrüße. Sie ist Professorin für Praktische Theologie an der Universität Kiel und Autorin des Buches „Kirche gestalten - Wie die Zukunft gelingen kann“. Ich freue mich sehr darauf, durch ihren Vortrag neue interessante Ansätze für dringend notwendige Veränderungsprozesse in unserer Kirche zu hören.

Kirche auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, also auf dem Weg in die Zukunft, ist eines der wichtigsten Themen der EKBO. Für den Bewerbungsprozess für die gerade neu zu besetzende Stelle des Generalsuperintendenten bzw. der Generalsuperintendentin des Sprengels Berlin ist es das Thema für das zu haltende Kurzreferat. Ich möchte eher dazu ermuntern, sehr konkret über die Veränderungen in der nächsten Dekade dieses Jahrhunderts nachzudenken. Dies ist schon schwer genug, bedenkt man die bereits angeführten politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die uns aktuell täglich beschäftigen.

Wir hier in unserem Kirchenkreis haben keinen Anlass, notwendige Veränderungen in unserer Kirche zu fürchten. Im Kirchenkreis und in unseren Gemeinden ist vieles bereits auf den Weg gebracht, entweder geplant oder schon in Projekte überführt. Wir haben unsere Kirche in vielen Bereichen auch außerhalb kirchlicher Räume im gesellschaftlichen Leben platziert. Wir sind vielerorts direkt dort, wo die Menschen uns brauchen.

Es bleibt trotzdem ungeheuer viel zu tun.

Die überall bekannte Problematik des demografischen Wandels, die Probleme der kleineren Gemeinden, der ungenügend genutzten kirchlichen Orte und der damit verbundenen Fragen der personellen und finanziellen Ausstattung verlangen auch in unserem Kirchenkreis Lösungen, die unserem Auftrag gerecht werden, mit unserer frohen Botschaft im täglichen Leben zu wirken.

Wir müssen auch immer wieder deutlich machen, wozu es unsere Kirche braucht, was sie den Menschen gibt, wo überall „Kirche drin steckt“. Dazu gehört auch das immer deutliche Bekenntnis. Wir sind Christen und wollen mit unseren Werten die Gesellschaft mitgestalten.

Vorschläge und Ideen nehmen wir immer dankbar auf. Es bleibt unsere Aufgabe zu prüfen, was wo und wie umgesetzt werden kann und vielleicht umgesetzt werden muss. Nicht alles wird überall funktionieren. Auf den richtigen Zuschnitt wird es ankommen. Lassen Sie uns den Mut behalten zu manchmal auch unangenehmen Diskussionen in der Zuversicht, dass wir dabei gut geleitet werden.

Für jeden von uns, kirchlich Beschäftigte oder Freiwillige, stellt sich dabei die spannende Frage: „Was ist Kirche für Dich.“

Zwei Beispiele für Antworten auf diese Frage zitiere ich.

Die hiesige Ev. Kirchengemeinde Rixdorf, die übrigens aus einer Fusion der vier Gemeinden Ananias, Bethlehem, Magdalenen und Tabea hervorgegangen ist, beantwortet diese Frage auf ihrer Website so:

„So ist unsere Gemeinde ein offener und gastfreundlicher Ort der Begegnung. Unsere Gäste und die Gottesdienstbesucher*innen sollen sich bei uns wohl fühlen. Unsere Kirchen sind ein Raum, in dem Menschen einander begegnen, wo sie das Wort Gottes vernehmen sowie Ruhe und Ermutigung, Kraft und Hoffnung für ihr Leben finden können.“

Einen weiteren Beitrag zu dieser Frage habe ich in einer Google-Rezension zur Website der christlichen Kirche von Thierfeld gefunden:

„Meine Tankstelle für die Seele.... zusammen Gott begegnen und immer wieder staunen, der Ort wo ich gerne zuhöre und mich korrigieren lasse, wo ich wachsen darf und Vergebung erfahre, wo ich Freunde finde und mit ihnen Gott feiern kann. Der Ort wo immer wieder Hoffnung wohnt.“

Lassen Sie uns gemeinsam viele weitere Antworten auf diese Frage erkunden. Die Vielfalt der Antworten wird uns auch zeigen, welche unterschiedlichen Angebote es in der Zukunft brauchen wird, um bestehen zu können.

Bleiben Sie behütet, mutig und achtsam.

Bärbel Schoolmann

Grußwort als PDF

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