"DIE KOMMUNIKATIONSFORMEN HABEN SICH VERÄNDERT" - Interview mit Pfarrerin Susann Kachel

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"DIE KOMMUNIKATIONSFORMEN HABEN SICH VERÄNDERT" - Interview mit Pfarrerin Susann Kachel

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"DIE KOMMUNIKATIONSFORMEN HABEN SICH VERÄNDERT" - Interview mit Pfarrerin Susann Kachel

Ab der nächsten Woche sind Gottesdienste in Berlin und Brandenburg unter Auflagen wieder möglich. Wie wird die Hephathagemeinde damit umgehen?  

Mit dem GKR haben wir uns dafür entschieden, dass wir zunächst noch auf herkömmliche Gottesdienste in der Kirche verzichten, obwohl viele Sehnsucht nach ihrem vertrauten Sonntagsgottesdienst haben. Die Hephathakirche ist jedoch nicht sehr groß und die Gottesdienstbesuchenden sind zumeist ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Ich persönlich kann mir einen Gottesdienst und gottesdienstliche Gemeinschaft unter den strengen Hygieneauflagen wie Mundschutz beim Singen nur schwer vorstellen. Wir öffnen nun aber die Kirche jeden Mittwoch von 15 bis 18 Uhr zur individuellen Einkehr mit Orgelmusik und Mundschutz. Ich bin sehr interessiert daran, zu sehen, wer solch ein Angebot annimmt, und zu hören, was die Menschen am meisten vermissen. Und vielleicht zeigt sich mit der Erfahrung der offenen Kirche, dass kleine Gottesdienstformate doch gut möglich sind. Oder vielleicht lieber Open-Air-Gottesdienste ab Himmelfahrt. 

Was hat sich durch die Coronakrise in der Gemeinde verändert? 

So ziemlich alles! Zuvor gingen in der Gemeinde mit dem Gemeindehaus und dem Kirchencafé viele Menschen jeden Tag ein und aus; es fanden viele Gespräche zwischen Tür und Angel statt. Die Hephathagemeinde ist ziemlich gesellig - und nun ist Stille. Auch die Kommunikationsformen haben sich verändert. Wir Pfarrerinnen verschicken Sonntagsgrüße per E-Mail und stellen kleine Gottesdienstliturgien für zu Hause auf unsere Webseite in Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde. Der Oster-ZOOM-Gottesdienst mit Spirit and Soul war eine tolle Erfahrung und hat Menschen der Gemeinde mit Gästen aus verschiedenen Städten Deutschlands zusammengebracht. Selbst die Kirchenglocken haben für mich eine deutlichere Bedeutung gewonnen. Sie erinnern mich nun ganz besonders daran, dass es die Kirche noch gibt und Menschen, die von zu Hause spirituelle Verbundenheit suchen. Der GKR trifft sich bei Telefon- oder Videokonferenzen, was ziemlich effektiv ist. Und von ehrenamtlichen Verantwortlichen einzelner Gruppen weiß ich, dass sie in gutem und regelmäßigem Kontakt zu den jeweiligen Mitgliedern stehen: Die Senior*innen werden jeden Freitag zur Zeit des Freitagscafés von einer Ehrenamtlichen angerufen. Die Patchworkgruppe hat Mund-Nasen-Schutzmasken genäht und verteilt. Die Jugend hat sich für die Senior*innen einen Gruß überlegt. Die Kitaerzieherinnen haben Bastel- und Spielvorschläge an die Kinder verschickt. Selbst der Gemeindebrief hat sich inhaltlich verändert und erzählt nun statt von zukünftigen Veranstaltungen Mutmachgeschichten. 

Sie haben selber neben zwei Kindern im Kitaalter auch zwei schulpflichtige Kinder. Welche Erfahrung machen Sie mit dem Homeschooling?  

Da meine Söhne schon auf weiterführende Schulen gehen, sind sie relativ selbstständig. Ab und zu brauchen sie einen kleinen Motivationsstups und manchmal gehen unsere Vorstellungen von dem zu schaffenden Pensum auch auseinander. Aber ich sehe mich nicht als Ersatzlehrerin. Sie sind für Ihre Schulangelegenheiten verantwortlich, auch wenn wir nachfragen und sie natürlich uns fragen können. Die beiden gehen auf sehr verschiedene Schultypen und das wird jetzt auch im Distanzlernen sichtbar. Mein älterer Sohn hat von Beginn an tägliche Klassen-Check-ins per Video gehabt. Die sowieso individuell zu bearbeitenden Bausteine wurden schon im Februar von der Schule digitalisiert, so dass es sofort losgehen konnte mit dem Lernen und Arbeiten zu Hause. Bei meinem jüngeren Sohn hing es zunächst von den technischen und digitalen Fähigkeiten der einzelnen Lehrkräfte ab, wie viele Arbeitsblätter und Aufgaben er zugeschickt bekam. Mittlerweile gibt es auch bei ihm Videoklassenkonferenzen. In beiden Fällen haben wir Eltern uns von den Klassenleiter*innen immer gut informiert und im Kontakt gefühlt. Interessant ist auch, dass nun die Lerninhalte viel direkter Diskussionsthema in der Familie sind. Geschlechterstereotype, die in einer rosa-hellblau Tabelle abgefragt wurden (!), haben wir letztens heiß diskutiert. 

Wenn die Coronakrise vorbei ist: Worauf freuen Sie sich am meisten?  

Ich freue mich am meisten auf den echten Kontakt. Darauf, dass ich dann mein Gegenüber wieder erspüren und direkt im Austausch sein kann. Und ganz besonders freue ich mich auf die Kinderkirche mit den Kitakindern, auf ihre Vorstellungen zu den biblischen und anderen Geschichten, auf ihr lebendiges Dabeisein.

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