Grußwort von Präses Bärbel Schoolmann (Herbst 2024)

Grußwort von Präses Bärbel Schoolmann (Herbst 2024)

Grußwort von Präses Bärbel Schoolmann (Herbst 2024)

# Kreissynoden: Referate und Predigten

Grußwort von Präses Bärbel Schoolmann (Herbst 2024)

Grußwort von Bärbel Schoolmann (Herbst 2024) 

Sehr geehrte Synodale, sehr geehrte Gäste, liebe Brüder und Schwestern,

wir freuen uns sehr, dass heute die 9. Tagung unserer 5. Synode, unseres Kirchenparlament des Kirchenkreises Neukölln, im Gemeindezentrum Großziethen in der Gemeinde Schönefeld stattfinden darf. Wieder haben viele helfende Hände zur Vorbereitung dieser Tagung beigetragen. Vielen Dank dafür.

Heute zeigt der Kalender ein besonderes Datum, den 9. November, den oft so genannten „Schicksalstag“ der Deutschen. Ich erinnere an den Fall der Berliner Mauer 1989, die Reichspogromnacht 1938, den Hitlerputsch 1923, die Novemberrevolution 1918 und das Scheitern der Märzrevolution 1848, hoffnungsvolle und furchtbare Eckpunkte Deutscher Geschichte.

Ohne die „friedliche Revolution“ in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), die mit der Maueröffnung heute vor 35 Jahren ihren Endpunkt fand und die beiden deutschen Staaten wieder zusammenbrachte, würde sich unser Kirchenkreis Neukölln nicht auch nach Brandenburg hinein erstrecken. Wir würden unsere Synode nicht hier stattfinden lassen können und nicht alle Teilnehmenden könnten auch hier sein. Heute wird am ehemaligen Grenzübergang Schönefeld dazu ein Denkmal enthüllt werden und um 17 Uhr eine Andacht stattfinden.

Wir wissen heute um die Bedeutung der Kirche, der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen für diese „Friedliche Revolution“. Ohne Kirche hätte es dies wohl nicht gegeben. Die einzelnen Aspekte kirchlichen Handelns hat unser ehemaliger Generalsuperintendent Martin-Michael Passauer in seiner Rede „Die Kraft des Wortes“ 2014 zusammengefasst. Diese Rede ist im Internet verfügbar.

Es ist sicher interessant, zu erfahren, ob sich die damaligen Motive, sich den Kirchen

anzuschließen, auch jetzt noch in der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung wiederfinden und welche Hinweise sich daraus möglicherweise für unsere Gemeindearbeit ergeben. Zur Mitgliedschaftsuntersuchung werden wir heute das Impulsreferat von Herrn Daniel Hörsch hören, den ich herzlich begrüße.

Ich habe mir den Untersuchungsbereich Ehrenamt in einer Zusammenfassung auf der Website der EKD etwas näher angeschaut. Ohne Ehrenamtliche wäre die Arbeit in den Gemeinden und in der gesamtgesellschaftlichen Umgebung nicht möglich.

Unsere Präses der EKD, Anna-Nicole Heinrich, hat dies so zusammengefasst:

„Wir sind viele! Starkes und vielfältiges Engagement ist Markenzeichen unserer Kirche. Kirche ist Ermöglichungsraum für Engagement und eine wichtige Ressource für eine starke Zivilgesellschaft.“

Menschen engagieren sich vor allem deshalb in der Kirche, weil sie Gemeinschaft erleben und für andere Menschen da sein möchten. Sie profitieren auch selbst von dieser Gemeinschaft. Der religiöse Bezug verstärkt deutlich die Bereitschaft zum Ehrenamt. Für drei Viertel der Ehrenamtlichen ist dann das soziale Miteinander wichtiger als religiöse Fragen.

Die Kirchen bilden einen wichtigen Knotenpunkt zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Deutschland und tragen damit entscheidend zu mehr ehrenamtlichem Engagement bei, aber ein Drittel der Mitglieder hat sich bisher nicht ehrenamtlich engagiert. Da gibt es also durchaus noch Potential.

Ein weiteres interessantes Ergebnis: Evangelische Kirchenmitglieder aus Ostdeutschland engagieren sich stärker als die aus Westdeutschland. Bei Katholik*innen ist dieser Unterschied überraschenderweise nicht feststellbar. Ist dies vielleicht auch auf die Erfahrungen in der DDR zurückzuführen?

Warum verlieren wir dann immer wieder Ehrenamtliche?

Etwa die Hälfte der ehemals Aktiven nennt veränderte Lebensumstände als Grund. Ein Viertel begründet den Rückzug mit nachlassendem Interesse und ein weiteres Viertel nennt eine Kombination aus beiden Faktoren. Es lässt sich also zusammenfassen: Die Gründe für die Beendigung des kirchlichen Engagements sind vielfältig, haben aber in der Regel nichts mit negativen Erfahrungen zu tun.

Hier finden wir viele Ansatzpunkte für die gemeindliche Arbeit und mögliche Initiativen.

Dieser kleine Eindruck aus der Untersuchung lässt mich den Impulsvortrag mit Spannung erwarten.

Zusammenfassend bleibt festzustellen: Die Kirche wird gebraucht als Anker im gesellschaftlichen Miteinander, mit ihrer gemeinschaftlichen Vernetzung und ihrem sozialen Engagement, für die Bewahrung und Entwicklung unserer demokratischen Gesellschaft. In Krisenzeiten mehr denn je. Durch unsere synodale Verfassung sind wir geübt mit demokratischen Strukturen gut umzugehen. Durchaus ein Lernraum für unsere Demokratie.

Ich zitiere Martin-Michael Passauer aus seiner Rede:

„Ein beliebter Einwand damals wie heute heißt: ‚Die Kirche solle bei ihrer Sache bleiben‘. Meine Antwort: Hoffentlich tut sie es. Denn wenn sie bei ihrer Sache bleibt, dann mischt sie sich ein, ergreift Partei, benennt Unrecht, stellt sich an die Seite der Wehrlosen und erhebt öffentlich ihre Stimme.“

Und an anderer Stelle:

„Der kurioseste Vers aus diesem [DDR-Lieder-]Repertoire hieß wohl in den Worten Honeckers: ‚Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf‘. Zur tiefen Tragik der DDR-Geschichte gehört es, dass gerade diese Ochsen und Esel, die ja im Stall von Bethlehem um die Krippe und das Jesuskind herumstanden und zu Zeugen des wirklichen Herrn dieser Erde wurden, den Sozialismus zu Fall brachten. Und eben diese Ochsen und Esel werden auch heute dringend gebraucht.“

Ich freue mich auf eine interessante Tagung mit neuen Impulsen für ein aktives gemeindliches Leben. Gottes Segen wird uns leiten.

Bärbel Schoolmann

Grußwort als PDF

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed