Ein Jahr Flüchtlingsbeauftragte in den Kirchenkreisen Tempelhof-Schöneberg und Neukölln

Ein Jahr Flüchtlingsbeauftragte in den Kirchenkreisen Tempelhof-Schöneberg und Neukölln

Ein Jahr Flüchtlingsbeauftragte in den Kirchenkreisen Tempelhof-Schöneberg und Neukölln

# Flüchtlingshilfe: Newsletter

Ein Jahr Flüchtlingsbeauftragte in den Kirchenkreisen Tempelhof-Schöneberg und Neukölln

Bereits ein Jahr ist es her, dass wir als Flüchtlingsbeauftragte in beiden Kirchenkreisen unsere Arbeit aufgenommen haben. Nach einem Jahr steht ein erster Rückblick, aber auch ein Ausblick auf das noch Kommende an. Wo standen wir 2015? Wo stehen wir heute?

Im Herbst 2015, als wir unsere Arbeit aufgenommen haben, kamen täglich mehrere hundert Menschen nach Berlin, die hier unter uns Schutz suchten. Diese Menschen mussten zunächst versorgt und untergebracht werden. Der Fokus war klar auf der Bewältigung einer Notlage. Die Aufmerksamkeit in den Medien war hoch; die Bereitschaft der Bevölkerung zu helfen auch. Mit Zeit, aber auch mit Geld,

Auch im Kirchenkreis und in den Gemeinden fanden sich – und finden sich immer noch - viele Freiwillige zusammen, die nach Optionen suchen wie sie den Neuankömmlingen in Berlin helfen können - durch konkrete Sachspenden, Unterstützung in den Notunterkünften und bei Behördengängen, beim Deutsch lernen, Kennenlernen der Nachbarschaft und bei den vielen alltäglichen Herausforderungen.

Im Herbst 2015 standen wir mit unserer Arbeit als Flüchtlingsbeauftragte ganz am Anfang. Es war die Start- und Aufbauphase. Für uns ging es zunächst darum ein eigenes Verständnis unserer Rolle als Flüchtlingsbeauftragte zu entwickeln, einen Überblick über die Flüchtlingssituation in den Kirchenkreisen zu gewinnen und Kontakte und Vernetzung mit Einrichtungen der Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis und darüber hinaus aufzubauen. Es ging darum herauszufinden wie wir die Flüchtlingsarbeit am besten unterstützen konnten. Klarer Schwerpunkt war und ist dabei die Unterstützung der Aktiven in den Gemeinden und die konkrete Unterstützung der Geflüchteten, die in Räumlichkeiten der Gemeinden und durch die Gemeinden vermittelten Wohnraum eine Unterkunft gefunden haben. Auch wurden eigene Schwerpunkte für die zukünftige Arbeit entwickelt, um aus einer übergeordneten Perspektive Impulse in der Flüchtlingsarbeit zu setzen.
Die Flüchtlingssituation heute ist eine andere.

Heute kommen nur noch wenige neue Menschen nach Berlin. Mehrere Asylpakete wurden verabschiedet, die Grenzen innerhalb Europas sind wieder da. Hier in Berlin, für die bereits hier lebenden Geflüchteten, verschiebt sich der Fokus von der Nothilfe auf Aspekte der längerfristigen Integrationsarbeit. Dennoch wohnen viele Menschen weiterhin in Not- und Gemeinschaftsunterkünften. Jetzt geht es darum geeigneten Wohnraum zu finden, Kinder in Kitas und Schulen zu vermitteln und sie langfristig zu unterstützen, Berufsqualifikationen zu ermöglichen und natürlich weiterhin die Begleitung der behördlichen Verfahren zu Asyl, Jobcenter etc. und immer und immer wieder das Erlernen der deutschen Sprache.

Auch in den Medien hat das Flüchtlingsthema eine veränderte Aufmerksamkeit. Heute geht es weniger um eine spontane Willkommenskultur, die sich durch die spontane Bereitschaft vieler Menschen ausgezeichnet hat vor Ort mit anzupacken, Kleidung und Essen zu verteilen, sondern bewegt sich eher in Richtung eines Problemdiskurses. Hierzu gehört auch die Diskussion rund um die Erfolge der AfD. Aber auch immer wieder finden sich Berichte über die erfolgreiche Integration von Geflüchteten wie unlängst die Berichte des Bundesamts für Migration und Flucht (BAMF), die den Geflüchteten ein besseres (Aus-)Bildungsniveau als erwartet bescheinigen und so eine bessere Chance für eine zügige Vermittlung in den Arbeitsmarkt sehen. Gleichzeitig haben Erhebungen des BAMFs unter Geflüchteten gezeigt, dass eine sehr hohe Akzeptanz der demokratischen Werteordnung sowie eine positive Einstellung zur Gleichberechtigung von Frau und Mann bestehen.

Wo stehen wir heute im Projekt?
Wir sind als Flüchtlingsbeauftrage in den Kirchenkreisen feste Ansprechpartner für Geflüchtete, Hauptamtliche und Ehrenamtliche. Netzwerke und Informationskanäle sind in den Kirchenkreisen als auch darüber hinaus aufgebaut. Regelmäßige Vernetzungstreffen finden statt und bilden einen wichtigen Ort für den Austausch von aktuellen Informationen und Entwicklungen und bieten Raum für Diskussionen.

Die vergangenen Monate sind auch genutzt worden um drei klare Schwerpunkte für unsere Arbeit als Flüchtlingsbeauftragte zu definieren.

1. Unterstützung und Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit in den Kirchengemeinden.
2. Unterstützung bei der Unterbringung und Begleitung von Geflüchteten in den Gemeinden sowie Aufbau und Begleitung von Unterstützungskreisen. Insgesamt handelt es sich um einen Personenkreis von 80 Geflüchteten, darunter viele Kinder und Jugendliche.
3. Vermittlung und Begleitung von Patenschaften. Bisher ist es gelungen über 40 Patenschaften zu vermitteln.

Und wie geht es jetzt weiter mit der Flüchtlingsarbeit in den Kirchenkreisen?
Die bisherigen Schwerpunkte sollen beibehalten werden. Zukünftig sollen die Aspekte der langfristigen Integration noch mehr in den Fokus rücken. Darunter fallen die Themenfelder Wohnraum, Bildung, Ausbildung und Qualifizierung, aber auch die Förderung von Kontakten und Austausch zwischen Neu- und Alt-Berlinern. Um die Herausforderung der langfristigen Integrationsaufgabe besser gerecht werden zu können, sehen wir die Notwendigkeit mehr Ehrenamtliche zu finden und für die Arbeit mit Geflüchteten zu motivieren. Denn Integration braucht Zeit, viele helfende Hände und viele Menschen, die bereit sind sich an dieser gesellschaftlichen Aufgabe zu beteiligen. Dafür möchten wir in unserer Arbeit auf ganz unterschiedlichen Ebenen werben und einen Beitrag leisten.

Wir freuen uns über Anregungen und Ideen zur Arbeit für und mit Geflüchteten in den Kirchenkreisen an c.eichhorst@diakoniewerk-simeon.de und a.katir@diakoniewerk-simeon.de

(geschrieben im Dezember 2016)

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