02/07/2024 0 Kommentare
„GESPRÄCHE SIND UNSERE SPEZIALITÄT ALS KIRCHE“ – Kreisjugendpfarrerin Carmen Khan bietet eine digitale Seelsorge-Ausbildung an
„GESPRÄCHE SIND UNSERE SPEZIALITÄT ALS KIRCHE“ – Kreisjugendpfarrerin Carmen Khan bietet eine digitale Seelsorge-Ausbildung an
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„GESPRÄCHE SIND UNSERE SPEZIALITÄT ALS KIRCHE“ – Kreisjugendpfarrerin Carmen Khan bietet eine digitale Seelsorge-Ausbildung an
Carmen Khan ist Kreisjugendpfarrerin im Ev. Kirchenkreis Neukölln. Weil Jugendliche gerade auch in der aktuellen Situation Ansprache und Seelsorge benötigen, macht sie andere dafür fit und bietet eine Seelsorgeausbildung per Handy-Chat an.
Als Jugendpfarrerin in Neukölln war es bisher immer meine Hauptbeschäftigung zuzuhören. Vor und nach Veranstaltungen. In unserem Büro kurz zwischendrin, in der U-Bahn, wenn man zufällig ein paar Stationen zusammen fuhr oder auch beim extra verabredeten Burgeressen. Ich höre Jugendlichen zu und Mitarbeitenden, die im Kirchenkreis ebenfalls vielen Jugendlichen zuhören.
Als klar war, dass es wegen der Coronakrise für eine Zeit keine Veranstaltungen von der Jugendarbeit mehr geben wird, ich nicht mehr in unserem Büro arbeiten werde und man Burger nur noch zum Mitnehmen bekommt, da war ebenso klar, dass die Gespräche in nächster Zeit am Telefon oder per Chat stattfinden müssen. Genau diese Gespräche sind unsere Spezialität als Kirche. Wir nennen sie Seelsorge.
Seelsorge wird in diesen Wochen immer wichtiger; auch für die Jugendlichen. Sie kann nicht mehr nebenher passieren. Deshalb ist es gut, wenn auch andere - Jugendliche und Mitarbeitende - zum Zuhören bereit sind und das öffentlich machen. Am besten auf unseren Kanälen der Evangelische Jugend Neukölln (ejn). Ich habe nach Menschen, die daran interessiert sind, Ausschau gehalten und eine Chatgruppe gegründet, um sie zu Seelsorger*innen auszubilden.
Drei Schüler*innen im Endspurt, ein Theologiestudent und ein angehender Diakon, sowie fünf Mitarbeitende aus dem Kirchenkreis gehören nun seit fast zwei Wochen zu dieser Seelsorgeausbildungsgruppe. Im Gruppenchat “Seelsorge”, welchen ich am Samstag, den 21. März 2020 mit ihnen eingerichtet habe, geht es hoch her: Gott hat den Menschen aus Staub, nicht etwa aus Lehm oder gar Ackerboden geformt, habe ich am frühen Morgen noch klargestellt. Worin dabei nun der entscheidende Unterschied bestünde? Nun, Staub ist in der Bibel eindeutig negativ konnotiert, während Ackerboden ja potentiell fruchtbar, sprich Leben bringend ist. Eine Teilnehmende reagiert: “Das wirft dann neue Fragen auf … wollte Gott sich was beweisen, als er aus dem schlechtesten Material die mächtigste Schöpfungsfigur erschaffen hat? Oder hatte der Schreiber Komplexe? Mochte er einfach keine Menschen?”
Wir diskutieren viel. Es geht um unser Gottesbild, unser Menschenbild, unsere Vorstellung von einer Seele und um die Lebenssituation, in der wir uns gerade befinden. Ich antworte in der Diskussion über den Staub, aus welchem wir Menschen gemacht sind: “Über die Motivation der Schöpfungskraft können wir wohl nur spekulieren, hilfreich ist aber doch, biblisch klar zu haben, was auch unserem Erleben entspricht: Die menschlichen Abgründe sind grauenhaft tief und die menschliche Fähigkeit zu lieben erreicht mitunter göttliche Ausmaße.”
Wir beschäftigen uns mit den Unterschieden von Psychotherapie und Seelsorge und suchen nach Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Problemkarussell, in dem wir Menschen so gerne unendlich unsere Runden drehen. Etwa drei Stunden am Tag investieren die Teilnehmenden in den Online-Kurs und arbeiten sich dabei durch viele Links, Texte und Vortragsvideos, um am Ende ein Prüfungsgespräch als Telefonseelsorger*innen zu führen. Die in Neukölln unbekannte Theologin Katharina Yadav, die dafür in die Rolle einer Seelsorgeadressatin schlüpfen wird, wird mir im Anschluss von diesen Gesprächen berichten. Alle, die sich dabei als qualifiziert erweisen, erhalten dann von uns ein Zertifikat und können in Zukunft als offizielle ejn-Telefonseelsorger*innen anrufbar sein.
Wer seinen eigenen Glauben ganz bewusst reflektiert hat und weiß, dass die Lösungen für Lebensprobleme und die Gründe für Lebensvergewisserung immer in den Menschen liegen, kann auch Seelsorger*in sein. Dann geht es darum neugierig zuzuhören, was Menschen zu erzählen haben, dumm nachzufragen, bis klar ist worum es im Kern geht und sich faul zurückzuhalten, wenn Seelsorgesuchende selbst den Weg finden, auf dem es weitergehen kann.
Für alle, die jetzt Lust bekommen haben: Ich biete direkt nach Ostern einen neuen Seelsorge-Kurs an. Es gibt wieder keine Altersbeschränkung. Anmeldung und Info bei mir unter c.khan@kk-neukoelln.de oder 0176 / 98584569.
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