Ingo Arndt, Pfarrer in Königs Wusterhausen und stellv. Superintendent

Nur wenige Meter von der Mauern entfernt verschlief ich den Fall der Mauer. Zu diesem Zeitpunkt studierte ich am Sprachenkonvikt Theologie und wohnte dort im Studentenheim in der Borsigstrasse.

Die Stille in dem sonst sehr belebten Haus hatte mich in der Nacht schon stutzig gemacht. Am nächsten Morgen traf ich dann im Bad vollkommen übermüdete Kommilito-nen. Sie erzählten von einer durchfeierten Nacht auf dem Ku ́damm. 10 Minuten später stand ich am Grenzübergang Invalidenstraße in einer unüberschaubar großen Menschentraube und wandelte wie im Traum einen Tag lang durch Berlin, immer wieder die Seiten der Mauer wechselnd.

Am Sonntag nach dem Mauerfall sangen wir das Deutsche Requiem von Brahms in der Gethsemane-Kirche. In der Erinnerung war das für mich der Höhepunkt dieses historischen Wochenendes. Die Kirche war voll und die Stimmung sehr bewegt. Denn wir sangen das Requiem für all die Menschen, die an dieser Grenze ihr Leben verloren hatte.