Burkhardt Fritz, Kirchenmusiker in Eichwalde

Ich saß am Abend des 9. Novembers wie an jedem Abend zur dieser Zeit zuhause in Eichwalde vor dem Fernseher und habe erst sehr spät mitbekommen, dass die Grenzen in Berlin geöffnet wurden. Damals arbeitete ich in Berlin, war aber zu faul, um noch einmal in die Stadt zu fahren.

Am nächsten Tag erzählten die Kollegen in meiner Firma von ihren «Ausflügen» nach Westberlin. Das Komische ist, dass ich eigentlich gar kein Fernsehgerät besaß. Ein guter Freund von mir hatte private Probleme und brauchte Geld. Ich lieh es ihm, und als Sicherheit hatte er mir – nun genau in der Wendezeit – sein Fernsehgerät zur Verfügung gestellt. So konnte ich, auch wenn das Gerät unangemeldet war, die ganze aufregende Zeit im Fernsehen mitverfolgen.

Mein Freund entpuppte sich später als mein IMV (Informeller Mitarbeiter mit Vertrauensverhältnis). Ausgerechnet einem Zuträger der Stasi habe ich es also zu verdanken, dass ich im Herbst 1989 immer gut informiert darüber war, was gerade hüben und drüben passierte.